Rozhovor z Dobřanských listů
Jan Vozár, Direktor der Musikschule J. S. Bachs in Dobřany, interviewt Francesco Meneghini, der Priester der solidarischen Priestergemeinschaft der Pfarreien Litice, Dobřany und Merklín ist.
In der St. Nikolauskirche in Dobřany sollte eine neue Orgel erklingen. Könnten Sie ihr Projekt darstellen?
Seitdem wir nach Dobřany gerufen worden sind, um hier in der Seelsorge tätig zu sein, hatten wir es gleich mit einem kulturempfänglichen Personenkreis zu tun. Das hat uns geholfen, und für ein solch bedeutendes Werk zu entscheiden und die lokale Gemeinschaft, und nicht nur diese, miteinzubeziehen. Alles hat begonnen, als wir unsere Aufmerksamkeit auf die Kirchenorgel gelenkt haben: ein wunderschönes barockes Gehäuse, dem aber leider sein ursprüngliches Instrument fehlt, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer spätromantischen Orgel ersetzt wurde, die sich heute in einem baufälligen Zustand befindet. Danach haben wir einige Fachleute um Rat angefragt: zum Schluss waren sich alle einig, das wertvolle barocke Orgelgehäuse zu restaurieren und ein neues Instrument, geeigneten Stils, herzustellen. Und so reifte nach und nach unsere Entscheidung, dieses Riesenprojekt zu verwirklichen, welches abgesehen von der Restaurierung des schönen Gehäuses, ebenfalls die Erneuerung der anliegenden Bereiche beinhaltet: der Zugangstreppe, der Wand hinter der Orgel und des Chors.
In der Tschechischen Republik werden an mehreren Orten neue Orgeln gebaut bzw. alte erneuert. Gibt es etwas, was euer Projekt außergewöhnlich macht?
Es ist klar, dass in einem kulturschaffendem Land - in Bezug auf die Musikwelt - der Orgeltradition und damit auch dem Orgelbau geschichtlich eine wichtige Rolle zukommt. Es genügt sich nur darüber im Klaren zu sein, dass die Tschechische Republik sich damit rühmen kann, in Europa Spitzenreiter in der Dichte der Instrumente bezogen auf die Einwohnerzahl zu sein! Unter Berücksichtigung dieser Tatsache, denke ich, dass es ganz klar ist, dass wir gleich ein Projekt der Erneuerung einer Orgel angegangen sind, die von dem Barock vor Ort inspiriert ist. Denn nur wenige Kilometer von hier, können wir die Schönheit der Originalorgeln sehen und hören, wie z. B. derjenigen in Plaß (Plasy) und Kladrau (Kladruby). So haben wir uns um etwas Außergewöhnliches und Neues bemüht, das den Musik-und Kulturbereich bereichern und mehr Leute anziehen würde. So ist, dank des Vorschlags vom Orgelmeister Lorenzo Ghielmi, eines weltberühmten Organisten, die Idee aufgekommen es zu versuchen, die Orgel wiederaufzugreifen, die einst auf dem Schloss in Weimar existiert hatte. Ab dem Jahr 1708 diente dort auf dem Schlosshof der junge Johann Sebastian Bach und komponierte auf dem dortigen Instrument ein umfangreiches Werk für die Orgel.
Dieses Instrument ist leider bei einem Brand 1774 zerstört worden, doch dank der geschichtlichen Aufschreibungen bezüglich seines Aufbaus, haben wir die Herausforderung angenommen den Klang zu reproduzieren, der Bach inspiriert hatte, und ihn so aufs Neue in unserer Kirche durch seine Kompositionen erklingen zu lassen. Es ist kein Zufall, dass wir in Dobřany eine Musikschule haben, die den Namen Bachs trägt, und ich hoffe, dass am Ende dieses Abenteuers, dieses wirklich große Projekt entstehen kann, sodass man das Instrument der örtlichen Musikschule zur Verfügung stellen kann und sich auf verschiedene internationale Kulturveranstaltungen öffnet, Meisterkurse und weitere Ereignisse organisiert, die Studenten anlocken werden - gerade deshalb heißt unser Stiftungsfonds „Die Freunde der Orgel von Dobřany“. Unser Vorhaben könnte ebenfalls das stattfindende Projekt „Westböhmischer Barock“ der Pilsner Region unterstützen.
Ist jeder Orgelbauer imstande ein solches Vorhaben auszuführen?
Für uns ist es natürlich eine der zwei größten Aufgaben. Um unser Ziel zu erreichen, genügt nicht irgendein Orgelbauer, denn hier handelt es sich nicht lediglich um den Bau einer Orgel, beispielsweise einer Orgel im Stil des entsprechenden Orgelbauers. Es ist notwendig einen Fachmann zu finden, der eine besondere Sensibilität besitzt, die Orgel zu interpretieren und zu erneuern und dabei von den geschichtlichen Quellen ausgeht, gleichzeitig Studien auf noch vorhandenen Instrumenten durchführt. Die Rekonstruktion wird alle Bautechniken reproduzieren müssen, die in Instrumenten dieser Epoche und dieses geografischen Gebietes gefunden worden sind. Kurzgesagt, wird es eine äußerst komplexe Forschungsarbeit sein, die technische und kulturelle Kenntnisse erfordern wird, und diese können in Europa nur wenige Firmen anbieten.
Und die zweite Aufgabe?
Die zweite Aufgabe besteht zweifellos darin, finanziellen Mitteln zu beschaffen. Ein so anspruchsvolles Projekt wird natürlich viel Geld erfordern, aber wir glauben, dass seine Einmaligkeit eine starke Motivation zur Sammlung von Geldern darstellen wird. Wie ich es schon oben erwähnt habe, handelt es sich um eine Initiative, die letztendlich unterschiedliche Institutionen auch auf internationaler Ebene einbeziehen wird und in dieses kleine, aber schöne Städtchen viele Leute locken wird. Jedermann kann zu diesem Projekt beisteuern, sei es durch den Erwerb einer Flasche vorzüglichen italienischen Weins (bald auch des tschechischen Biers), oder durch die Teilnahme an einem Benefizkonzert, z. B. am Konzert von Lorenzo Ghielmi jetzt am 4 Juli in Litice. Wir bereiten auch die Möglichkeit vor, Orgelpfeifen mit persönlichen Widmungen zu „kaufen“, was auf unserer Internetseite www.dobranskevarhany.cz möglich sein wird. Zur Förderung des gesamten Projektes ist ein Stiftungsfonds errichtet worden, der den Namen „Die Freunde der Orgel von Dobřany” trägt. Nähere Informationen finden Sie auf facebook @dobranskevarhany, oder Sie können sich mit uns auch via E-Mail in Kontakt setzen Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. per Tel.: 734 787 092.
Wir sind dankbar für jegliche Spende.